Wovon? Von dem ständigen Drang zur Selbstoptimierung in unserer Gesellschaft. Vom ständigen Erfolgs- und Leistungsdruck. Von dem Druck, den wir uns alle selbst machen. Von einfachen Antworten auf sehr komplexe Fragen.
Selbstoptimierung beginnt damit, dass man sich selbst nicht so wichtig nimmt.
Dieter Schumacher
Ich spreche mich bestimmt nicht davon frei, selbstkritisch-perfektionistische Züge zu besitzen. Aber ich versuche beständig, mich davon zu befreien. Früher habe ich mich zudem immer gern in die Opferrolle begeben und je größer mein Leid war, dass ich anderen in die Schuhe schieben konnte, desto „zufriedener“ war ich. Heute passiert mir das nur noch sehr selten. Ich hab den Wert der Selbstverantwortung für mich entdeckt und auch die persönliche Freiheit, die damit einhergeht. In den meisten Situationen kann ich für mich entscheiden, wie ich auf die Welt da draußen reagiere, was ich denken, machen oder lassen will. Ich muss nur mit den Konsequenzen klarkommen.
Apropos machen oder lassen: mit Ende Dreißig habe ich mich entschlossen, nebenberuflich Psychologie zu studieren und seitdem nochmal gemerkt, wie gut es mir tut, etwas nur für mich zu tun. Auch die Beschäftigung mit wissenschaftlichem Denken und Arbeiten bringt mich persönlich sehr weiter – bis auf die Tatsache, dass ich mich jetzt noch mehr aufrege, wenn ich Artikel dazu lese, wie man in 10 Tagen glücklicher oder garantiert(!!) seinen Stress los wird. Da haben wir sie wieder, die einfachen Antworten auf komplexe Fragen.
Ich werde mit den Texten auf dieser Website bestimmt nicht die Welt verändern*, aber vielleicht hilft es irgendwem da draußen, ein wenig Druck von sich abfallen zu lassen und dem ganzen Leben etwas gelassener gegenüber zu treten.
* Ha, da haben wir direkt ein schönes Beispiel des Sandbagging–Phänomens: das Herunterspielen der eigenen Leistungsmöglichkeiten, um die Erwartungshaltung der anderen gering zu halten – da soll noch mal jemand sagen, dass so ein Studium sich nicht lohnt ;)
Sandra, 38, verheiratet, lebt in Hamburg